der Prozess
Sa., 25. Sept.
|Frankfurt am Main
Wir lassen Josef K. grotesk in die Bühne fallen, ohne Chronologie, ohne feste Form, sprechend und filmisch, zeichnend und fast dokumentarisch. "Der Prozess" ist, wie unser Schaffens-Prozess, Fragment geblieben und hätte nicht abgeschlossen werden können.
Zeit und Ort
25. Sept. 2021, 19:30
Frankfurt am Main, Offenbacher Landstraße 368, 60599 Frankfurt am Main, Deutschland
Über die Veranstaltung
Erweben Sie Ihre Karten bitte über die Mailadresse prozess-megalomania@posteo.de
"Pay what you can - empfohlen 10€/5€ (ermäßigt)".
Die prager-deutschen Jüd*innen lebten zwischen "der Unmöglichkeit nicht zu schreiben, der Unmöglichkeit, deutsch zu schreiben, und der Unmöglichkeit, anders zu schreiben", schreibt Franz Kafka in einem Brief an Max Brod im Juni 1921. Im Prag des beginnenden 20. Jahrhunderts gehört Kafka gleich drei verschiedenen Minderheiten an: Einer nationalen, einer kulturell-religiösen und einer sprachlichen Minderheit. In dieser Situation drückender Enge beginnt er die Arbeit an den Text „Der Prozess".
Als Josef K. am Morgen seines 30. Geburtstags erwacht, sind Männer in seiner Wohnung und teilen ihm mit, dass er verhaftet ist – ohne jedoch Gründe für die Verhaftung zu nennen. K. kann weiter seinem gewohnten Alltag und seiner Arbeit als Prokurist einer Bank nachgehen, sein Prozess lässt ihn jedoch nicht mehr los. Er unternimmt verzweifelte Anstrengungen, um ihn gegenüber einem absurden Justizwesen zu einem günstigen Ausgang zu bringen.
„Der Prozess" ist ein Text, der frei von Metaphern und Symbolen ist. Er lässt keine Deutung, kein Verstehen im Sinne eines „dies bedeutet das, dies bedeutet jenes" zu. „Die Schrift ist unveränderlich und die Meinungen sind oft nur ein Ausdruck der Verzweiflung darüber", sagt der Gefängniskaplan zu K., als dieser versucht, einen überlieferten Text zu entschlüsseln.
Beim Lesen kommt die Frage auf, ob es für eine*n ein Ankommen in der Moderne gibt – in einer totalen Maschinerie, die aus zahllosen funktionalen Räderwerken besteht, die ineinanderwirken und den Keim für die völlige Barbarei bereits in sich tragen. Die Maschinerie ist allgegenwärtig und unentrinnbar, entzieht sich aber gleichzeitig jedem Zugriff. Sie ist zwar von Macht durchdrungen und tritt doch bis zuletzt nicht manifest in Erscheinung. Sie ist vollständig durchrationalisiert und deterministisch, und folgt dabei einer bestimmten inneren Logik, die eine*r nicht erkennen kann.
Die Figur Josef K. sprechen und lesen wir als Akteur*innen abwechselnd. Unterschiedliche Menschen lesen K. auf unterschiedliche Weise und zeigen einen an sich charakterlosen Protagonisten in verschiedenen Facetten. Wir lassen Josef K. grotesk in die Bühne fallen, ohne Chronologie, ohne feste Form, sprechend und filmisch, zeichnend und, fast, dokumentarisch. "Der Prozess" ist, wie unser Schaffens-Prozess, Fragment geblieben und hätte nicht abgeschlossen werden können.